27.04.2010
Ich hatte unerträgliche Kopfschmerzen. Schon den ganzen Morgen brummte mein Schädel wie zum Zerbersten vorgesehen. Die Drachenjungs scheuchte ich hinaus in den Garten und ging zu den Gelehrten in die Halle, um mir einen Tee zubereiten zu lassen. Je näher ich an das Ei kam, um so drückender erschien mir mein Schädel, doch klang der Schmerz ab und stattdessen hörte ich ein Rauschen. Ich zog mich mit dem Tee zurück in eine Ecke und versuchte, ein Buch zu lesen, doch nichts gelang. Lustlos trank ich den Tee und lehnte das Essen ab, was mir gebracht wurde. Ich ging zu dem Ei. Riesig lag es dort, die Schale schimmerte in Gold, Orange und Rot. Hin und wieder meinte ich, einen Lichtreflex entdecken zu können. Als ich mich neben das Ei setzte, verschwand der Druck auf meinem Kopf und ich fühlte mich schwer. Als ich erwachte, drückte etwas gegen meinen Brustkorb. Ich lag auf dem Ei, heiße Luft schoß mir entgegen. Langsam erhob ich mich und die Eierschale unter mir klappte ein Stück zur Seite. Eine filigrane Schnautze mit Eizahn stieß ein Stück weitere Eischale zur Seite. Mit einem leisen Schnattern und Spucken drängte sich das Köpfchen durch die Schale. Ein wenig half ich nach. Es dauerte länger wie bei den beiden Jungs. Voller Sorge rief ich die Gelehrten an, sie mögen mir Tücher bringen, frisches Wasser, eine Schale mit Kohle, damit das Drachenbaby es warm haben würde. Und dann, eine Ewigkeit schien vergangen, schälte sich dieser wunderbare kleine Körper aus dem Ei und blieb erschöpft und schwer atmend zu meinen Füßen liegen. Die Gelehrten nickten mir zu, untersuchten das Baby kurz und verkündeten dann voller Stolz "Es ist ein Weibchen, Mylady!"
Ich rief diesen Tag zum Ehrentag aus...
19.05.2010
Während ihre Brüder den ganzen gestrigen Tag im Garten ausgelassen tobten, saß die kleine Nabita auf dem Sims im Turmerker und starrte fast stoisch hinaus in den Himmel. Am Morgen des Vortages waren die Gelehrten von einer Versammlung gekommen. Aufgeregt sprachen sie von einem drohenden Unheil. Das etwas nicht stimmte, merke ich schon seit Tagen am Verhalten meiner kleinen Zuckerschnute. Etwas in mir schrie danach, die Bevölkerung zu warnen. So glaubten wir alles zusammen, was möglich war. Am Abend zog Nabita sich zischend und knurrend zurück und wollte partout nicht von den Deckenbalken herunterkommen. Ich konnte sie gen Abend des Vortages nur noch vage an der Decke ausmachen. Die Nacht brach herein, immer wieder hörte ich ihr Schnattern und Schnaufen, mal ein Knurren. Die Nacht stand ihr mehrmals auf, um nach ihr zu sehen. Doch ich konnte mit der Laterne nur ein paar Schemen sehen. Dann, in der früh, als die Kirchturmglocke beinahe 5 Uhr schlug, sprang sie mit einem lauten Schlag ihrer Flügel - ja, ihrer Flügel - hinunter vor meine Füße. Fast musste ich in Deckung gehen. Sie war gewachsen. Ihr wunderschöner geschmeidiger Körper zeigte seine Muskelansätze, ihre Schuppern glänzten im Schein der Laterne. "Ich werde bald gehen" raunte es im Zweiton in meinem Kopf und es war, als klirrten tausend helle Glöckchen dabei. "Ich werde auf meine Brüder achten müssen" Eine Träne rann meine Wange hinunter, Nabita legte ihre Wange an die meine, ihr heißer Atem strich mir über den Rücken "Gräme dich nicht, ich werde dich nie ganz verlassen. Ich kehre zurück, sobald ich kann. Schon bald werde ich aufbrechen. Ich will nun Kraft sammeln für die Reise" So zog sie sich zurück, auf ihren Hort auf dem Turm...
13.07.2010
Tage waren vergangen. Das Dorf kam wieder so langsam aber sicher in den alten Trott zurück, nachdem die meisten Trümmer beseitigt waren, die der Monsun hinterlassen hatte. Gebannt schaute ich vom Balkon meiner Gemächer hinaus in den Burghof. Die Steinmetze und Zimmermänner waren schon eine ganze Weile damit beschäftigt, den Drachenturm wieder herzustellen. Nur noch wenige Steine... Ein paarmal hatte ich bereits den beschwerlichen Weg in die Berge hinter mich gebracht und ein paar der Gelehrten waren auf mein Geheiß hin dort verblieben, um sich ein wenig um die junge Meute zu kümmern. Nabita hatte mich ruhig angesehen. Es würde die Zeit kommen. Trotz der Hitze durchfuhr meinen Körper ein Zittern, als ich ihren Ruf am Himmel hörte und die leisen Schwingenschläge von ihr und ihren Geschwistern wahrnahm. Obst und Fleisch hatten wir in den Burghof gelegt... nun waren sie wieder da. Sternenfunkesien hatte seine Schätze zurück!
01.03.2011
Prust... schnaub. Nun melde ich mich zu diesem Tage auch einmal zu Wort. Mama Sternenfunke tobt draußen auf والشجاعة herum. Wir fliegen nicht alle, Thoryn und ich... nun ja, wir flattern. Bei Thoryn sieht es jedoch ein wenig mehr nach dem aus, was auch والشجاعة noch vor ein paar Tagen zu Stande bringen konnte. Die da draußen, die Sportler unter uns, wuchsen schnell ja. Doch in Thoryn und mir wuchs eine Kraft heran, noch stärker und unbändiger wie die unserer Geschwister. Und das sage ich nicht mit Überheblichkeit, sondern reiner Berechnung dessen, was ich da draußen sehen kann. Wir lieben uns alle innig. Und doch... sie hörten auf mich. Das Kind unter ihnen. Auch unsere Zeit der Reife wird kommen. Und dann... nun Mama sollte die Arena und die Bauarbeiten daran gut im Auge behalten. Nicht, dass wir sie mit unserer unbändigen Kraft noch in Fetzen reißen... schnaub, prust.